Tsoknyi Rinpoches Überlieferungslinie
Der dritte Tsoknyi Rinpoche wurde in eine ungebrochene Vater-Sohn-Linie anerkannter Dzogchen-Meister hineingeboren und vom sechzehnten Gyalwang Karmapa als Reinkarnation des zweiten Drubwang Tsoknyi Rinpoches anerkannt. Sein Ururgrossvater war der Schatzfinder (Tertön) Chokgyur Lingpa. Sein Vater Tulku Urgyen hat ihn von klein auf in der Überlieferungslinie und Familientradition unterrichtet.
Drukpa-Kagyü Linie
Der erste Tsoknyi Rinpoche galt als eine Wiederverkörperung von Milarepas Schüler Rechungpa und des Schatzfinders Ratna Lingpa der Nyingma-Tradition. In der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts in Nangchen (Osttibet) geboren, war er der Zeitgenosse drei grosser Lamas: Jamyang Khyentse, Jamgön Kongtrul und Chokgyur Lingpa. Er absolvierte erfolgreich die Praxis der sechs Yogas von Naropa und wurde zum ersten Lehrmeister des sechsten Khamtrul Rinpoche, Tenpe Nyima und des grossen Meisters Shakya Shri ernannt. Ebenso überragte er in den Yogas der Nyingma-Tradition von Ratna Lingpa, was den Grundstein der Nonnenklöster dieser einzigartigen Schule des Buddhismus legte.
Der zweite Tsoknyi Rinpoche wurde in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts in die Familie des Königs von Nangchen hinein geboren und vom sechsten Khamtrul Rinpoche in den sechs Yogas von Naropa unterwiesen. Er meisterte erfolgreich alle Lehren und Praktiken, denen sich auch seine vorangegangene Inkarnation unterzogen hatte.
Dorje Yudrönma und ihre Erscheinung in Tsoknyi Rinpoches Traum
2010 erzählt von Tsoknyi Rinpoche während des Monatsretreats 2010 in Crestone, CO; übersetzt von https://tsoknyirinpoche.org/yeshe-rangsal/shrine-to-land-protectress/:
Als ich im Alter von etwas 20 Jahren in Tashi Jong war, machte ich unter der Leitung von Tokden Amtrin ein dreimonatiges Retreat. Eines Nachts hatte ich einen sehr klaren Traum: Ich lief in Richtung eines Hügels und folgte einer Frau, die Mitte 30 zu sein schien und traditionelle tibetische Kleidung trug. Es schien, als gäbe es eine Verbindung zwischen uns, als hätte sie mir etwas zu sagen oder zu geben. Doch wenn ich schneller ging, um sie einzuholen, ging sie schneller; wenn ich langsamer wurde, verlangsamte sie ihr Tempo ebenfalls. Das ging einige Zeit so weiter. Irgendwann kamen wir an eine leichte Kurve auf einem Hügel, wo sie anhielt und aus der Tasche ihres Kleides einen leuchtend türkisfarbenen Spiegel herauszog. Sie legte ihn unter einem Haufen Staub und Laub auf den Boden und deutete darauf, dass der Spiegel für mich sei und ich ihn aufheben solle. Dann ging sie schnell weiter, wobei sie ab und zu einen Blick zurückwarf. Ich erreichte die Stelle, an der sie den Spiegel abgelegt hatte, und als ich mich bückte, um ihn aufzuheben, erwachte ich mit einem Gefühl grosser Wärme und Freude. Als ich Tokden Amtrin von diesem Traum erzählte, antwortete er ohne zu zögern: „Oh, das war Dorje Yudrönma“.
Ich vergass diesen Traum für viele Jahre, bis wir mit dem Yeshe Rangsal Retreat Land-Projekt in Crestone begannen und ich erkannte, dass es für dieses Projekt und die spirituelle Entwicklung all meiner Schülerinnen und Schüler auf der ganzen Welt eine Schutzgottheit braucht. In diesem Moment erinnerte ich mich an Dorje Yudrönma und recherchierte ein wenig über sie. Ich fand heraus, dass sie eine sehr starke Verbindung zu den Dzogchen-Lehren im Allgemeinen und insbesondere mit der Familienlinie von Tulku Urgyen Rinpoche hat. Tatsächlich ist der Berg hinter Tulku Urgyen Rinpoches Familiensitz in Tibet als Dorje Yudrönmas Berg bekannt.
In Tibet haben Dharma-Linien oft bestimmte Dharma-Beschützer und -Beschützerinnen, die mit ihnen verbunden sind. Dorje Yudrönma ist eine Weisheitsgottheit, die sich aus ihrem Mitgefühl heraus in Form einer Beschützerin manifestiert. Tsoknyi Rinpoche hat eine besondere Verbindung zu ihr und bat sie, auf Yeshe Rangsal zu leben und seinen Schülerinnen und Schülern zu helfen, Hindernisse zu beseitigen und auf dem Pfad voranzukommen.