Tibet

Tsoknyi Nonnen und Yoginis in Nangchen, Osttibet

In der abgeschiedenen Bergwelt von Nangchen existiert eine einzigartige weibliche spirituelle Linie, die von über 3000 Nonnen und Yoginis (verwirklichte Praktizierende) gelebt, bewahrt und fortgeführt wird. Viele dieser Tsoknyi Nonnen haben über 50 Jahre in spiritueller Klausur verbracht und werden für ihre tiefgründige yogische Praxis und Meditation geschätzt.

Geschichte

Bis 1949 war Nangchen ein unabhängiges Königreich mit eigener Sprache und Regierung. Die osttibetische Bergregion ist so abgelegen, dass sie seit jeher weitgehend frei von Fremdeinflüssen war und auch heute nur selten besucht wird. Während der chinesischen Kulturrevolution in den 1960er Jahren verloren Tausende Nonnen durch die Zerstörung der Klöster ihre Existenzgrundlage oder gar ihr Leben. Viele von ihnen wurden in chinesische Arbeitslager geschickt oder flohen zurück zu ihren Familien. Einige versteckten sich jedoch in Höhlen, wo sie im Geheimen weiterpraktizierten und ihre Tradition weiterführten. In den 1980er Jahren kehrten einige geflohene Tsoknyi Nonnen nach Nangchen zurück und bauten ihre zerstörten Klöster von Hand und mit einfachsten Mitteln wieder auf. Als sie hörten, dass ihr Linienmeister wieder aktiv war, nahm eine kleine Gruppe von ihnen den langen und gefährlichen Weg von Nangchen nach Nepal auf sich, um Tsoknyi Rinpoche um Belehrungen zu bitten.

Als Tsoknyi Rinpoche die Nangchen Nonnen 2003 zum ersten Mal besuchte, erkannte er, dass ihre heilige Tradition durch die Bemühungen der älteren Nonnen erhalten wurde. Unter schwierigsten Bedingungen sind diese Yoginis bis heute mutig darum bemüht, ihr spirituelles und kulturelles Erbe an die nächste Generation weiterzugeben.

Der Film «Blessings» aus dem Jahr 2009 erlaubt einen eindrücklichen Einblick in den Alltag der Tsoknyi Nonnen von Nangchen.
«The Story of the Tsoknyi Nepal Nuns», Mai 2014

Nonnen und Meisterinnen der Tsoknyi Linie

Mehr als 3000 Tsoknyi Nonnen praktizieren heute in den 35 bestehenden Klöstern in Nangchen. Das intensive Studiensystem umfasst eine drei- oder neunjährige Klausur. Zahlreiche Nonnen haben sich für das lebenslange Schweigegelübde entschieden. Viele von ihnen sind Meisterinnen komplexer yogischer Meditationspraktiken. Diese gehören zu den ältesten Schätzen der weiblichen tibetischen Weisheitslinien.

Drubwang Tsoknyi Rinpoche setzt heute die ursprüngliche Vision des ersten Tsoknyi Rinpoche um: Frauen, die sich zum Klosterleben berufen fühlen, die gleichen Möglichkeiten für Praxis und Studium zu bieten, wie Männern. Und er erweitert diese durch die Ausbildung einer neuen Generation von Nonnen und durch die Förderung und Berufung von Lehrerinnen. Viele dieser weiblichen Gelehrten werden aufgrund ihres Wissens und ihrer Praxis gebeten, in anderen Klöstern Osttibets zu lehren. Darüber hinaus stehen die Nangchen Nonnen und Yoginis den Bewohnern der umliegenden Dörfer mit Rat und Gebet zur Seite. Sie führen religiöse Rituale durch und sind Ansprechpartnerinnen bei Krankheit und Tod. Sie helfen durch ihre Fähigkeiten in den Bereichen Medizin, Bildung und Baukunst und setzen so ihre spirituelle Praxis im täglichen Leben ein.

Spenden für die Nonnen von Nangchen

Spenden an die Nonnen in Nangchen kommen in den «Tsoknyi Nuns Endowment Fund». Tsoknyi Rinpoche entscheidet persönlich und je nach Bedarf, ob das Geld für Trinkwasserversorgung, medizinische Grundversorgung und Nothilfe, sanitäre Einrichtungen, Solarmodule, Nahrungsmittel oder Kleidung etc. eingesetzt wird. Durch seine langfristig selbsttragende Ausrichtung soll der Fund die Unterstützung der Nonnen und Yoginis auch in Zukunft gewährleisten.