Nepal
Tsoknyi Nonnen in Nepal
Die Klöster der Tsoknyi Nonnen in Nepal sind die einzigen ausserhalb Tibets, welche die Tsoknyi Weisheitstradition leben, praktizieren, lehren und somit erhalten.
Nonnenkloster Tsoknyi Gechak Chobar Ling
Durch die chinesische Kulturrevolution waren die Nonnen in Nangchen (Osttibet) jahrzehntelang gezwungen, ohne geistiges Oberhaupt zu praktizieren. Im Jahr 1999 haben sie erfahren, dass es in Nepal einen Meditationsmeister gab, der ihre Linie praktizierte. Also machten sich einige von ihnen nach Kathmandu auf, um dort ihren Meister Drubwang Tsoknyi Rinpoche um Belehrungen zu bitten. Dieser errichtete für die aus Tibet geflüchteten Nonnen das Tsoknyi Gechak Ling Nonnen-Meditationszentrum in Pharping, einem viel besuchten Pilgerort nahe Kathmandu. Die Nonnen konnten nun eine dreijährige Klausur nach strikten traditionellen Vorgaben absolvieren und freuten sich über Zuwachs von weiteren jungen Nonnen. Gemeinsam bezogen sie Anfang 2010 das heutige Kloster Tsoknyi Gechak Chobar Ling in Kathmandu. Dieser einzigartige Zufluchtsort ist heute eine Ausbildungsstätte für weibliche tibetisch-buddhistische Meisterinnen, bietet Nonnen und verwirklichten Yoginis einen Ort ihrer Praxis nachzugehen und jungen Novizinnen eine umfassende spirituelle und weltliche Ausbildung.
Studium und Ausbildung zur Tsoknyi-Linienhalterin
Im Tsoknyi Gechak Chobar Ling Nonnenkloster können von Tsoknyi Rinpoche ausgewählte Nonnen ihr Studium und ihre Ausbildung zu Lehrerinnen und Tsoknyi Linienhalterinnen beginnen. Dieses Projekt liegt Tsoknyi Rinpoche sehr am Herzen, beinhaltet es doch die ursprüngliche Vision des ersten Tsoknyi Rinpoche, hauptsächlich weibliche Praktizierende zu fördern. Die Nonnen studieren mit Gelehrten (Khenpos) und praktizieren in Klausur, um möglicherweise auch im Westen zu lehren und die einzigartige Tsoknyi Praxislinie zu übertragen. Aussergewöhnlich ist zudem, dass die Meisterinnen auch in Englisch lehren könnten.
Bildung von angehenden Nonnen
Im Kloster aufzuwachsen und Nonne zu werden, ist für Mädchen in Nepal oft eine der wenigen Zugangsmöglichkeiten zu Bildung. Das Kloster erfreute sich deshalb über einen konstanten Zuwachs angehender Nonnen, mit denen auch der Bedarf für Unterkünfte und Klassenzimmer stieg. Aus diesem Grund gründete Tsoknyi Rinpoche die Tsoknyi Gechak School, die den jungen Nonnen neben einer staatlich anerkannten Grundbildung auch eine umfassende spirituelle Ausbildung bietet.
Traditionelle Ausbildungsstätte Shedra
Durch grosszügige Spenden aus aller Welt konnte das Kloster im November 2014 seine eigene Studien- und Ausbildungsstätte (Shedra) einweihen. Hier wohnen, studieren und praktizieren die älteren Nonnen und absolvieren ein 10-jähriges klassisches Studium der höchsten buddhistischen Lehren. Auch bietet die Shedra für die Nonnen die Möglichkeit des höheren Abschlussstatus «Lopön-ma». Nach dem Abschlussexamen der 8. Grundschulklasse, einem Aufnahmetest und einem Basisjahr können sich auch die jüngeren Novizinnen für das 10-jährige Shedra-Curriculum entscheiden. Das Curriculum der Shedra entspricht dem herausragenden Shedra-System in der Nyingma-Linie, jenem der Shedra von Penor Rinpoche in Namdroling, Südindien. Die Shedra in Tsoknyi Gechak Ling wird seit vielen Jahren von Lopöns aus Namdroling unterstützt und Khenpo Dorje Wangchuk, Khenpo Kunchok Palden und Semo Kunchok Palmo haben alle in Südindien studiert.
Traditionelle Klausurstätte Drubde
Die tibetisch-buddhistische Nonne, Meditationslehrerin und Autorin Pema Chödrön hat den Tsoknyi Nonnen ein vollständiges Klausurzentrum (Drubde) für die traditionellen dreijährigen, neunjährigen oder lebenslänglichen Klausuren ermöglicht. Hier leben und praktizieren die Nonnen zurückgezogen vom übrigen Klosterleben. Die traditionell benötigte dreijährige Praxiszeit nach dem 10-jährigen Studium in der Shedra, findet ebenso in der Drubde statt.
Nonnenkloster Tsoknyi Gargon Ling
In Muktinath in der nepalesischen Bergregion Mustang befindet sich vor über 400 Jahre gegründete Nonnenkloster Tsoknyi Gargon Ling. Vor über siebzig Jahren zerstörte ein grosses Feuer das Kloster und machte die Nonnen obdachlos. In den Folgejahren fiel es ihnen schwer, ihre Nonnenschule ohne die Führung eines geistigen Oberhauptes und ohne grundlegende materielle Unterstützung aufrecht zu erhalten. Trotz dieser schwierigen Umstände praktizierten sie täglich in ihrem zerfallenen Gebetsraum. Bis sie 1991 von einem grossen tibetischen Lama ihrer eigenen Tradition hörten. Daraufhin machten sich drei der älteren Nonnen Hunderte von Kilometern nach Kathmandu auf, um die geistige und materielle Unterstützung von Drubwang Tsoknyi Rinpoche zu erbitten. Dieser besuchte das Kloster erstmals 1992 und setzte sich umgehend für den Wiederaufbau ein. Seither wurde das kleine Nonnenkloster kontinuierlich repariert und vergrössert. Mit einer freudvollen Feier wurde 2011 eine grosse, neue Tempelhalle eingeweiht. Seither praktizieren hier rund 60 Nonnen ihre Rituale und Traditionen in einem einfachen, aber angemessenen Rahmen. Das kleine klostereigene Krankenhaus steht ausserdem auch den Bewohnern der Umgebung zu Verfügung, was in dieser abgelegenen Gegend lebensnotwendig ist. Die Nonnen aus Tsoknyi Gargon Ling verbringen ihre Zeit zwischen Muktinath und Kathmandu und bilden sich in der Tradition der Drugpa Kagyü-Linie weiter.
Retreatstätte Tangdroling
Seit gut zehn Jahren können sich die Nonnen aus dem Kloster Tsoknyi Gargon Ling in die Retreatstätte Tangdroling in Sitapila, in der Nähe der Swayambhunath Stupa in Kathmandu zurückziehen und hier ihre dreijährige Klausur verbringen. Hier praktizieren sie zurückgezogen vom übrigen Klosterleben. Unterstützt von Togdens aus Tashi Jong, vollendete eine Gruppe von sieben Nonnen 2016 hier ihr Dreijahresretreat. Zwei Nonnen aus dieser Gruppe absolvierten danach gemeinsam mit Nonnen aus Dongyu Gatsal Ling, dem Nonnenkloster von Jetsunma Tenzin Palmo ein fortgeschrittenes Dreijahresretreat über die Sechs Yogas von Naropa und kehrten 2019 nach Kathmandu zurück. In der Zwischenzeit wurde das Klausurzentrum Tangdroling vergrössert und mit Unterstützung der Khenpos aus Tashi Jong haben die Nonnen auch eine Shedra gegründet. Ähnlich wie in Tsoknyi Gechak Ling beinhaltet auch die Tangdroling Shedra ein mit dem Basisjahr beginnendes 10-Jahresprogramm. Zur Zeit studieren vier Nonnen im Basisjahr und acht Nonnen sind im zweiten Studienjahr. Im ersten Jahr gibt es zur Zeit keine Studentinnen.
Die Nonnen aus Tsoknyi Gargon Ling wünschten sich für die Mädchen und jüngeren Nonnen ihrer Gemeinschaft auch eine Schule. Tsoknyi Rinpoche hat deshalb zugesagt, dass in Tangdroling ein zweiter Zweig der Tsoknyi Gechak Schule aufgebaut werden wird. Der Aufbau der zweiten Schule verzögerte sich durch den Lockdown und im August 2020 konnte in der neugegründeten Tsoknyi Gargon Schule mit dem Kindergarten und den Sprachklassen begonnen werden. Eine zweite Schule ist auch deshalb von Bedeutung, weil das klösterliche Training, das parallel zum Schulunterricht in Tsoknyi Gechak Ling stattfindet, in der Tradition der Tsoknyi Linie steht und gelehrt wird. Die Nonnen aus Gargon Ling praktizieren jedoch die Drugpa Kagyü-Linie und fühlen sich aufgrund ihrer Geschichte verpflichtet, diese Tradition lebendig und aufrecht zu erhalten.
Spenden für die Nonnen in Nepal
Ihre Spende für die «operating costs» trägt wesentlich zur Unterstützung des täglichen Lebens der Nonnen in den Klöstern Tsoknyi Gechak Chobar Ling und Tsoknyi Gargon Ling sowie der Retreatstätte Tangdroling bei. Sie helfen, die Ausgaben für den laufenden Bedarf an Lebensmitteln, Kleidung, medizinischer Grundversorgung, für die Personalkosten in Küche und Krankenstation und für alle administrativen Arbeiten rund um den gesamten Klosterbetrieb zu decken.